Wie überwache ich meine Gelenkgesundheit?

Die Überwachung der Gelenkgesundheit ist ein wichtiger Baustein, um die Lebensqualität von Menschen mit Hämophilie aufrecht zu erhalten. Das A und O dabei ist, auf den eigenen Körper zu hören und die Signale von Gelenkbeschwerden wahr und ernst zu nehmen. Verspüre ich Schmerzen und habe eine sicht- oder tastbare Schwellung, eine lokale Erwärmung oder eingeschränkte Beweglichkeit eines Gelenks, kontaktiere ich meinen behandelnden Arzt im Hämophiliezentrum. Im Rahmen eines ausführlichen Anamnesegesprächs werden mir verschiedene Fragen gestellt, die helfen das schmerzende Gelenk zu identifizieren und das Ausmaß der Gelenkbeschwerden zu bestimmen. Hierzu zählen beispielsweise:

• Welches Gelenk ist betroffen?
• Gibt es eine Ursache für die Beschwerden?
• Liegt ein Blutungsereignis vor? Wenn ja, wie sieht es mit der Gabe von Faktorenkonzentrat aus?
• In welchen Situation treten die Gelenkbeschwerden auf?
• Wie stark sind die Schmerzen im Gelenk?
• Wie lange dauern die Beschwerden an?
• Gibt es Bewegungseinschränkungen?
• Sind Fehltage durch die Gelenkbeschwerden entstanden?

Lassen sich die Beschwerden durch Akutmaßnahmen nicht beheben und dauern an, empfehle ich die persönliche Vorstellung im Hämophiliezentrum und ggf. beim Orthopäden. Körperliche Untersuchungen, zum Beispiel im Seitenvergleich durch Tasten oder Messen der Bewegungsfähigkeit helfen dem Arzt, mögliche Probleme zu erkennen. Unterstützt werden kann dies durch Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT. Diese diagnostischen Maßnahmen geben genaueren Aufschluss darüber, ob und wenn ja wieweit das betroffene Gelenk geschädigt ist. Denn nur wenn das Problem erkannt wurde, können gemeinsam mit dem therapeutischen Team weitere Maßnahmen, wie eine höherdosierte Gabe von Faktorenkonzentrat, Physiotherapie, Einlagen oder Orthesen, eine intensivierte Schmerztherapie oder gar operative Eingriffe in die Wege geleitet werden. Ein weiterer Tipp um die Gelenkgesundheit zu überwachen und Beschwerden möglichst früh zu erkennen sind spezielle Fragebögen oder Scores. Diese dienen vor allem zur Langzeitbeobachtung, um den Gelenkstatus über einen längeren Zeitraum im Blick zu haben und die Therapie im Bedarfsfall einzuleiten oder anpassen zu können. Auch ich habe schon ein paar Scores in der Vergangenheit angewendet, beispielsweise den Gilbert Score, Functional Independence Score in Hemophilia (FISH) oder die Hemophilia Activities List (HAL). Geringer zeitlicher Aufwand, aber ein großer Nutzen zum Erhalt der Gelenkgesundheit.  

Alles in allem fühle ich mich so gut aufgestellt, was meine Gelenkgesundheit angeht. Ich achte darauf, Blutungsereignisse möglichst zu vermeiden, doch treten einmal Beschwerden auf, scheue ich mich nicht, meinen Arzt offen darauf anzusprechen. Dank zügig eingeleiteter Maßnahmen kann ich mich auch heute noch schmerzfrei bewegen und habe keine signifikanten Schäden an meinen Gelenken. signifikanten Schäden an meinen Gelenken.