Bewerbungsgespräch? Keine Panik!
Hoher Puls und weiche Knie? Auf dem Weg zum Traumjob bleibt es niemandem erspart: das Bewerbungsgespräch. Doch kein Grund zur Panik! Was zählt, ist eine gute Vorbereitung. Bewerbungs-Coach Christine Werner macht euch fit für den entscheidenden Tag und gibt euch hilfreiche Tipps, wie ihr mit und ohne Hämophilie im Vorstellungsgespräch so richtig punktet.
Allgemein:
Wie sollte man sich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten?
Lies dir zuerst die Stellenausschreibung nochmals genau durch und checke in Ruhe ob dein Hintergrund und deine bisherigen Erfahrungen zum Anforderungsprofil passen. Besinne dich im nächsten Schritt ganz bewusst auf deine Stärken. Notiere dir daher bis zu 15 deiner Stärken auf einem Blatt Papier. Ganz egal ob Softskills oder fachliche Kenntnisse – mit beidem kannst du punkten. Das stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern ist zugleich die perfekte Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch.
Apropos „perfekte Vorbereitung“ – muss man auch mit der Frage nach den eigenen Schwächen rechnen?
Danach fragen Personaler tatsächlich gerne. Daher solltest du dir vorher mindestens über eine Schwäche Gedanken machen, denn: Nobody is perfect. Schwächen einzugestehen, ist zugleich eine Stärke. Wichtig ist hierbei natürlich die Bereitschaft, an der jeweiligen Schwäche zu arbeiten.
Zudem kannst du die Vorstellungsrunde bereits vorab üben. Nimm dir eine Vertrauensperson und erzähle in wenigen Minuten ein wenig von dir. Das macht dir den Einstieg später leichter. Überlege dir zudem zwei Attribute wie zum Beispiel „sympathisch“ und „kompetent“ und wiederhole dies immer wieder für dich. Genau dies nimmst du dann gedanklich mit in dein Gespräch und du wirst sehen, genau das strahlst du dann auch aus.
Welche Dos und Dont’s sind bei dem optischen Auftritt als Bewerber zu beachten? Gibt es hier branchenspezifische Regeln?
Die Branche spielt natürlich eine große Rolle. Daher lohnt sich ein Blick auf die Internetseite oder die Social Media Profile des entsprechenden Unternehmens. Meist bekommst du hier einen ersten Eindruck. Ansonsten lautet die goldene Regel: Fühl dich wohl in deinem Outfit und sei dabei lieber overdressed als underdressed. Schließlich signalisierst du mit deinem Outfit Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Unternehmen.
Auf welche grundsätzlichen Fragen sollte man als Bewerber gefasst sein (unabhängig von der Stelle)?
Wieso habe ich mich beworben? Was bringe ich für die Stelle mit? Wieso bin ich genau der, die Richtige für den Job? Diese drei Fragen sind die Klassiker im Bewerbungsgespräch und darauf kannst du dich prima vorbereiten.
Meist wird Bewerbern gepredigt, möglichst authentisch zu sein. Dennoch ist man meist eher aufgeregt und genau das Gegenteil davon. Wie schafft man es, in einer Bewerbungssituation möglichst ruhig und souverän zu bleiben? Kann man sich da irgendwie mental vorbereiten?
Ganz wichtig: Habe keine Angst. Personaler sind auch nur Menschen und sie wissen, dass du aufgeregt bist.
Mache dir außerdem klar, dass auf beiden Seiten Interesse an dem Gespräch besteht – immerhin wurdest du eingeladen. Das Gespräch dient dazu, sich gegenseitig kennenzulernen und zu schauen, ob die Chemie stimmt. Und denke immer daran: Nicht nur du musst beim Unternehmen, sondern das Unternehmen muss auch bei dir punkten.
Das klingt in der Theorie simpel, aber haben Sie einen Praxistipp gegen die Aufregung?
Versuche dir bewusst zu machen, was genau Stress oder Ängste auslösen könnte und relativiere es einfach, indem du dir z. B. sagst: „Wenn ich etwas nicht gleich beantworten kann, ist dies kein Weltuntergang. Und sollte ich den Job nicht bekommen, dann klappt es beim nächsten Mal.“ Das nimmt dir ein wenig die Aufregung und du kannst in deinem Gespräch gelassener und souveräner auftreten.
Und jetzt noch einmal zum genauen Gegenteil: Was sollte ich in meinem Bewerbungsgespräch unbedingt einfließen lassen bzw. welche Aspekte machen in jedem Fall einen guten Eindruck?
Das ist eigentlich ganz einfach: Sei im Gespräch einfach höflich, aufmerksam und denke immer an deine Stärken. Das lässt dich selbstbewusst erscheinen und so hast du den Personaler schnell auf deiner Seite. Merke dir einfach folgende Faustregel: Sympathie zählt und Freundlichkeit punktet.
Unabhängig von der Branche und jeweiligen Stelle – was sind die absoluten No-Gos im Vorstellungsgespräch?
Ein unsicheres Wegschauen ohne Blickkontakt zum Gegenüber sollten Bewerber auf jeden Fall vermeiden. Denn Augenkontakt heißt so viel wie „Ich bin hier. Ich interessiere mich für Sie und Ihr Unternehmen.“ Genau das sollte der Bewerber ausdrücken. Blickkontakt kann daher Gold wert sein.
Ein weiteres No-Go ist Unhöflichkeit: Dazwischen quatschen, den Interviewer nicht ausreden lassen, zu viele Fragen stellen bzw. zurückspielen sowie ein arrogantes Auftreten. Lass dich ruhig von den Interviewern durch das Gespräch führen, höre interessiert zu und bleibe entspannt.
Spezifisch für Bewerber mit Hämophilie:
Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Krankheit zu thematisieren? Muss ich meine Hämophilie bereits in meinem Bewerbungsschreiben ansprechen?
Eines vorab: Du kannst hier nichts falsch machen. Wäge am besten im Vorfeld ab, inwiefern die Hämophilie die zukünftige Arbeit beeinträchtigt. Wenn es sich nicht um eine Schwerbehinderung handelt, würde ich dies im Anschreiben erst einmal komplett rauslassen.
Was macht man, wenn man einen Schwerbehindertenausweis hat?
Vertraue einfach auf dein eigenes Gefühl! Die Hämophilie muss man prinzipiell nicht in den Bewerbungsunterlagen erwähnen. Ist in der Ausschreibung jedoch davon die Rede, dass Schwerbehinderte im Bewerbungsprozess entsprechend berücksichtigt werden, dann kannst du die Erkrankung in einem kurzen Satz gegen Ende des Anschreibens thematisieren. Behalte aber den Fokus auf deiner Person, der Motivation für den Job und der Passgenauigkeit.
Und wie sieht es im Vorstellungsgespräch aus?
Im Gespräch würde ich das immer ansprechen, gerade wenn eine Schwerbehinderung vorliegt und/oder Beeinträchtigungen beim zukünftigen Job damit einhergehen. Zudem könnte sich der Arbeitgeber auch veräppelt vorkommen, wenn er bei der Einstellung dann sieht, dass eine Schwerbehinderung vorliegt, die ja auch rechtliche Konsequenzen und andere Bestimmungen für den Arbeitgeber nach sich zieht.
Offenheit ist also gefragt – Haben Sie sonst noch einen Tipp?
Ganz genau. Wichtig ist: Betone, wie gut du mit der Krankheit bisher leben und arbeiten konntest und stelle ansonsten eher dich und deine Fähigkeiten in den Vordergrund. Keine Sorge – die Hämophilie soll und wird dich bei deiner Bewerbung nicht ausbremsen.
Wie viele Details sollte man bezüglich der Krankheit erzählen? Was ist wirklich relevant?
Dein Arbeitgeber möchte wissen, ob die Krankheit deine Leistung beeinträchtigt und welche Konsequenzen (Auszeiten für Behandlungen, bestimmte Anpassungen des Arbeitsplatzes) damit verbunden sind.
Überlege dir vorab, was der Arbeitgeber auf jeden Fall über deine Erkrankung wissen sollte. Mit Offenheit kannst du in jedem Fall glänzen, aber halte dich trotzdem kurz und vergiss dabei nicht, dass du mit der Hämophilie ohne große Einschränkungen leben und arbeiten kannst. Der Eindruck überträgt sich dann auch auf den Arbeitgeber.
Vielen Dank für das Gespräch.
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