Babypinkeln mal anders – Florians neues Leben als Vater
Das erste Baby, das ich in den Armen hielt, hat mich einfach direkt mal angepinkelt. Das war damals noch in meiner Ausbildungszeit zum Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Säuglingsstation. Die Vorzüge der Vaterrolle? Zugegeben, die kamen mir in diesem Moment noch nicht direkt in den Sinn.
Trotzdem war klar: Eines Tages möchte ich auch ein Baby. Was damals noch ewig weit entfernt schien, liegt nun täglich in meinen Armen. Inzwischen bin ich Vater eines kleinen Jungen und könnte stolzer nicht sein. Und so viel schon vorab: Bisher hatte er deutlich bessere Manieren als das Baby von damals. Unser kleiner David hat sich beim Wickeln nämlich bislang nur selbst angepinkelt ;-)
Einmal von vorne
Aber jetzt erstmal zurück auf Anfang: Der Plan von meiner Frau Karin und mir ging voll auf: Erst ein Häuschen im Grünen, dann heiraten und zur Krönung ein gemeinsames Kind. 2015 erfüllten wir uns den Traum vom eigenen Haus und 2018 folgte dann unsere Hochzeit. Toppen konnte unser Glück jetzt nur noch ein gemeinsames Kind.
Frei nach dem Motto: „Gesagt. Getan.“ machten wir uns also ans Werk und wurden sehr schnell mit Erfolg belohnt. Vor vier Monaten kam unser Sohn David, auf die Welt, der völlig gesund ist. Mein betroffenes X-Chromosom hätte ich ja nur an eine Tochter vererbt. Klar, dass ich im Vorfeld mit meiner Frau schon darüber gesprochen habe, was bei der Geburt passieren könnte und dass ich an eine Tochter die Krankheit als Konduktorin (= Überträgerin) weitervererben würde. Doch wir waren uns sofort einig: Wir wollen ein gemeinsames Kind – ganz egal, ob Junge oder Mädchen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, die Hämophilie nicht weiterzugeben, hat die Option der künstlichen Befruchtung. Diese Methode wird allerdings für Hämophiliepatienten in Deutschland nicht von der Krankenkasse übernommen. Zudem ist der bürokratische und somit auch zeitliche Aufwand sehr hoch. Meine Schwester, die ebenfalls die Krankheit hat, hat diesen Schritt gewagt und ist inzwischen auch Mutter eines gesunden Jungen. Für Karin und mich war das aber nie ein Thema, denn mit Hämophilie kann man heute ein absolut glückliches und gutes Leben führen.
Es wird ein Junge
Als „wir“ dann tatsächlich schwanger waren, habe ich das Hämophiliezentrum informiert, das uns im Falle einer Tochter ein Schreiben für die Geburtsklinik zugeschickt hätte. Zu dem frühen Zeitpunkt war natürlich noch nicht klar, ob es ein Junge oder Mädchen wird. Unser Baby hat uns anfangs ganz schön zappeln lassen. In der 18. Woche gab es dann aber keinen Zweifel mehr: Es wird ein Junge. Wir waren natürlich überglücklich, dass unser Baby nicht erkrankt ist, aber über ein Mädchen hätten wir uns genauso gefreut.
Die Schwangerschaft lief auch total unkompliziert. Karin hatte doppeltes Glück: Ihr war kaum übel, sie war in den kühlen Wintermonaten hochschwanger – also blieb ihr so manch ein Schweißausbruch erspart. Und unsere Hebamme war super. Genauso unkompliziert war dann auch Davids Geburt, bei der ich natürlich dabei war. Seitdem hat der Kleine unsere Welt völlig auf den Kopf gestellt. Aber im positiven Sinne!
Kinoabend will geplant sein
Themen wie Urlaub, Hobbys und eigene Interessen sind erstmal auf Eis gelegt. Aktuell zählen eher Windelwechseln, Muttermilch, Tragen und Babygeschrei. Als Karin letztens spontan vorgeschlagen hat, ins Kino zu gehen, haben wir beide gemerkt, dass auch solch alltägliche Dinge mit Baby gut geplant sein müssen. Darüber hatten wir vorher nie nachgedacht, aber für die Elternrolle nimmt man das gerne in Kauf. Letztlich kann man sich eh nur schwer auf diese Rolle vorbereiten. Trotz meiner ersten Babyerfahrung in meiner Ausbildung war die Vaterrolle und die neue Verantwortung erstmal echtes Neuland für mich.
Dazu gehört natürlich auch, dass ich meinem Sohn in ein paar Jahren von meiner Hämophilie erzähle, aber da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Nach nur vier Monaten als Eltern steht fest: Unser Plan ist voll aufgegangen und macht uns trotz manch schlafloser Nacht sehr glücklich – ein Geschwisterchen für David ist nicht ausgeschlossen, aber damit haben wir keine Eile.
„Entspannt euch!“
Philipp Wykopal leidet an Hämophilie. Seine Schwester Teresa Novak ist Mutter eines dreijährigen hämophilen Sohnes. Im Interview berichten Sie über ihre Erfahrungen und geben Einblick in ihre – erfrischend relaxte – Einstellung zum Leben.