Sport & Hämophilie
Was sollte man beachten?
Du hast bestimmt auch mitbekommen, dass sich Sport und Hämophilie gut vereinbaren lassen. Das ist tatsächlich auch nicht ungewöhnlich. Schauen wir uns hierzu mal die Vorteile eines „bewegten“ Lebens an: regelmäßige sportliche Aktivität steigert nämlich nicht nur deine körperliche Fitness, sondern reduziert auch das Risiko von bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Diabetes II und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben diesen Vorteilen profitieren Menschen mit Hämophilie besonders von einer gestärkten Muskulatur, die die Gelenkgesundheit fördert.
Sport und Hämophilie – Früher ein absolutes Tabu-Thema
Leider war allerdings bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, Sport für Menschen mit Hämophile komplett Tabu. Das lag daran, dass es damals nicht die Faktorpräparate gab, über die wir heute verfügen. Da die Prophylaxe nicht als Standard-Therapieoption eingesetzt wurde und zudem die Halbwertszeit der Präparate geringer war, gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit für Verletzungen und spontane Blutungen. Heutzutage gehört die Prophylaxe zum Goldstandard der Therapie: Durch diesen Fortschritt können Hämophile ihre Therapie an ihr Leben anpassen und nicht umgekehrt.
Die Spielregeln
Um Blutungen beim Sport weitestgehend zu vermeiden, solltest du die nachfolgenden drei „Spielregeln“ einhalten:
- Spitzenspiegel der Blutgerinnung erhöhen
- Wahl der Sportart beachten
- Sport-Equipment anpassen
Die erste und zugleich wichtigste Regel bezieht sich auf unsere Blutgerinnung. Diese müssen wir nämlich vor sportlichen Aktivitäten durch Faktorgabe soweit anheben, dass es beim Sport zu keinen Blutungen kommt. Wichtige Grenzwerte, die nicht unterschritten werden sollten
- 15% - 30% für hohe sportliche Aktivität wie zum Beispiel Joggen, Radfahren und Krafttraining
- 5% - 10% für moderate oder alltägliche Aktivitäten wie zum Beispiel Einkaufen gehen, Treppensteigen, und Hausarbeiten Klicken Sie hier, um Text einzugeben
Nun stellt sich natürlich die Frage, woher man weiß, wie hoch die Blutgerinnung zu einem bestimmten Zeitpunkt noch ist.
Diese Frage lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten, sondern ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, insbesondere von der eigenen Blutungsneigung, dem verwendeten Faktorpräparat, Alter des Hämophilen und dem Körpergewicht. Fragt am besten bei eurem Hämophilie-Zentrum nach, wie eure Faktorkurve aussieht. Als grobe Faustregel gilt für jemanden mit schwerer Hämophilie A: Intensiven Sport nur auf die Substitutionstage legen!
Neben der Blutgerinnung spielt auch die Wahl der Sportart eine entscheidende Rolle. Und diese muss vor allem eines machen: Spaß! Denn eine Sportart, die keinen Spaß macht, werden wir wahrscheinlich trotz der positiven Effekte nicht lange ausführen. Allerdings sollten wir auch das Unfallrisiko und die Belastung auf die Gelenke bei der Wahl unserer Sportart mit einbeziehen. So weisen beispielsweise Rugby, Squash und Rodeln ein sehr hohes, Skilanglauf, Walking und Schwimmen ein sehr niedriges Verletzungsrisiko auf. Von der Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. (IGH e.V.) gibt es eine App namens Haem-o-mat. In dieser App findet ihr Sportarten für Menschen mit Hämophilie (https://www.haem-o-mat.de/).
Bei der dritten und letzten Spielregel geht es um die richtige Ausrüstung. Gemeint sind hiermit z.B. das Tragen eines passenden Helmes beim Fahrradfahren oder der richtigen Laufschuhe beim Joggen. Auch Protektoren beim Skaten sind absolut sinnvoll. Ein weiterer Tipp von mir: beim Sport kann immer mal ein kleiner Unfall passieren, weshalb ihr eine Notfalldosis eures Faktorpräparates dabei haben solltet – in Watte packen müssen und sollten wir uns aber auf keinen Fall!
Solltest du ein „Sport-Anfänger“ solltest du deinen Arzt um Rat bitten, denn gemeinsam könnt ihr entschieden, welche Sportart für dich in Frage kommen kann und deine Therapie entsprechend anpassen.
Du interessierst dich für Hämophilie und Sport?
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